Das traditionelle Frühstück in der vitalstoffreichen Vollwertkost ist der sogenannte Frischkornbrei – eine Art Müsli, das mit frischem unerhitzten Getreide zubereitet wird (in einem älteren Blogartikel von uns findet ihr das Originalrezept). Für Abwechslung in unserer Frühstücksschüssel experimentieren wir gerne mit der ursprünglichen Zubereitung und kreieren neue Varianten. Momentan lieben wir zum Frühstück ein beeriges, veganes Hafermüsli, dass als Bircher Müsli Variante durchgehen kann.
Bircher Originalrezept & unsere Abwandlung
Den Namen “Bircher Müsli” habt ihr sicherlich schon gehört. Der berühmte Schweizer Arzt und Gesundheitspionier Maximilian Oskar Bircher-Benner hatte das Gericht bei Schweizer Bergbauern kennengelernt und als Gesundheitsessen in seinem Sanatorium eingeführt. Das nach ihm benannte “Bircher Müsli” (im Original: Birchermues) wurde so berühmt, dass es zu den vielen verschiedenen Müsli-Varianten inspirierte.
Im Originalrezept besteht ein Bircher Müsli aus Haferflocken, Apfel, Nüssen, Zitronensaft und gezuckerter Kondensmilch. Unsere vegane Bircher Müsli Variante haben wir abgewandelt: Gezuckerte, hochverarbeitete Kondensmilch nehmen wir nicht, stattdessen mixen wir Wasser und helles Mandelmus zu schneller Mandelmilch. Zum Süßen verwenden wir reife, zerdrückte Bananen.
Als weitere Abwandlung zum Originalrezept nehmen wir keine Haferflocken, sondern mittelgrob geschroteten Hafer, den wir in unserer Getreidemühle frisch schroten. Dadurch braucht der Hafer für das Müsli nicht eingeweicht werden. Zudem ist die Zubereitung mit Haferschrot bei uns schneller als mit Haferflocken. Denn unsere Getreidemühle ist elektrisch und arbeitet selbständig nebenbei. Bei unserer Flockenquetsche müssen wir per Hand kurbeln, was die Zubereitung verlängert. Falls ihr keine Getreidemühle besitzt, jedoch einen kleinen Mixer da habt, könnt ihr diesen zum Zerkleinern der Haferkörner einsetzen. Wenn euer Mixer Nüsse zerkleinern kann, schafft dieser garantiert Haferkörner, da diese im Vergleich zu anderen Getreidesorten relativ weich sind.
Wir haben unser Bircher Müsli auch schon mit frisch geflockten Haferflocken ausprobiert. Dann finden wir das Müsli leckerer, wenn dieses mindestens 30 Minuten durchziehen kann, damit die Haferflocken weicher werden. (Über Nacht sollte frisch geschroteter bzw. frisch geflockter Hafer nicht eingeweicht werden, da dieser manchmal bitter wird.)
Warum keine gekauften Haferflocken?
Gekaufte Haferflocken können wir fürs Müsli nicht empfehlen. Sobald Haferkörner zerkleinert bzw. zu Flocken gewalzt werden, kann der Sauerstoff aus der Luft die enthaltene Vitalstoffe oxidieren. Die ungesättigten Fettsäuren im Hafer (Hafer ist das fettreichste Getreide) werden durch diesen Prozess schnell ranzig. Der Hafer schmeckt dann unangenehm bitter. Frisch geflockte Haferflocken können nicht lange aufbewahrt werden. Haferflocken, die es abgepackt zu kaufen gibt, werden bei der Herstellung mit ca. 200°C heißem Wasserdampf behandelt. Das macht die Haferflocken zwar lagerfähig, schadet aber natürlich den ungesättigten Fettsäuren und anderen hitzeempfindlichen Vitalstoffen.
Außerdem achten wir darauf Nackthafer (manchmal auch “Sprießkornhafer” genannt) zu kaufen und nicht “Hafer”. Beim normalen Hafer liegt der harte Spelz, der in der Mühle entfernt werden muss, sehr fest am Haferkorn. Beim Entfernen vom Spelz wird in der Regel das Korn und insbesondere der Keimling beschädigt. Dadurch leidet der Gehalt an Vitalstoffen. Beim Nackthafer lässt sich das Korn viel leichter aus dem Spelz lösen. So bleiben die Körner vom Nackthafer unbeschädigt.
Blaubeeren – heimisches Superfood
Unsere Variante vom Bircher Müsli bereiten wir am liebsten mit Blaubeeren (frisch oder tiefgekühlt) zu. Blaubeeren sind nicht nur lecker und beliebt bei unseren Kindern, sie können auch als heimisches Superfood punkten: Wie andere Beerensorten enthalten Blaubeeren große Mengen antioxidativ wirkender Vitalstoffe. Die Vitalstoffe aus den Blaubeeren sollen nachweislich Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs vorbeugen. Der bekannte US-amerikanische Vollwert-Arzt Joel Fuhrman empfiehlt darum sogar täglich Beeren zu essen.
Momentan greifen wir gerne auf Tiefkühl-Blaubeeren zurück. Diese geben wir als erstes in die Schüssel. So tauen diese auf, während die anderen Zutaten ins Müsli wandern. Aber eigentlich können wir es kaum erwarten, dass wieder die Blaubeersaison in unserem Garten beginnt. Auf besonderen Wunsch unserer Kleinen haben wir auch schon frische, weit gereiste Bio-Blaubeeren gekauft, um die Wartezeit zu verkürzen, bis es heimische gibt.
Super flotte Zubereitung
Mit das beste an unserer Bircher Müsli-Variante ist die schnelle Zubereitung. In nicht einmal 10 Minuten ist das Frühstück fertig. Wir haben extra die Zeit gestoppt. 😉
Damit die Zubereitung so schnell ist, verwenden wir neben unserer Getreidemühle “nur” Schneidebrett und Schüssel. Die Arbeitsschritte “Mandeln hacken”, “Apfel klein schneiden” und “Banane musen” machen wir der Reihe nach auf dem Schneidebrett. Wir mixen auch nicht extra Mandelmilch aus Wasser und Mandelmus im Mixer, sondern verrühren beides mit den übrigen Zutaten direkt in der Schüssel (und sparen uns damit den Abwasch des Mixbechers).
Wir lieben diese vegane Bircher Müsli-Variante – sogar unsere Kinder mögen den Frischkornbrei in dieser Form super gerne. Wir mussten schon Nachschub direkt am Frühstückstisch produzieren, da das Müsli so schnell aufgefuttert wurde. 🙂
Werbung (unbeauftragt & in eigener Sache)
Inspiriert wurden wir zu unserem Bircher Müsli übrigens von einem Rezept, das unserer Getreidemühle “Mockmill 100” beilag (hier findet ihr das Originalrezept). Von der Mockmill 100 sind wir so begeistert, dass ihr diese ab sofort in unserem Online-Shop findet.
Wir wünschen euch guten Frühstückshunger und freuen uns wie immer über Feedback zum Rezept.
Beeriges (veganes) Bircher Müsli
Zutaten
- 80 g frische oder 40 g gefrorene Blaubeeren nach Geschmack auch mehr
- 30 g Mandeln
- 1 Apfel
- 2 reife Bananen
- 1 EL frisch gepresster Saft einer Zitrone
- 100 g Hafer (Nackthaferkörner)
- 1 Msp. gemahlene Vanille
- 1 Msp. Zimt
- 100 ml Wasser
- 1 EL helles Mandelmus
Toppings (optional)
- klein geschnittenes Obst
- fein gehackte Mandeln, Nüsse oder Saaten zum Bestreuen
Zubereitung
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Frische Blaubeeren waschen und in eine mittlere Schüssel geben. (Alternativ: gefrorene Blaubeeren in die Schüssel geben. Je nach Größe, diese am besten rechtzeitig aus dem Tiefkühler nehmen und kurz auftauen lassen.)
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Die Mandeln mit einem großen Messer grob hacken und über die Blaubeeren geben.
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Den Apfel waschen, vierteln und das Kerngehäuse entfernen. Mit Schale in kleine Würfel schneiden und in die Schüssel geben.
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Die Banane schälen und mit einer Gabel direkt auf dem Schneidebrett zermusen. Zu den übrigen Zutaten in die Schüssel geben und den frisch gepressten Zitronensaft darüber träufeln.
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Den Hafer in einer Getreidemühle oder in einem geeigneten Mixer ungefähr mittelgrob schroten. Das Haferschrot über das Obst in der Schüssel geben. Zimt und Vanille ergänzen. Anschließend Wasser und Mandelmus in die Schüssel geben. Alles gut verrühren. Das Bircher Müsli auf zwei Schüsseln verteilen und nach Belieben mit Obst und klein gehackten Nüssen (oder Saaten) dekorieren.
Rezept-Anmerkungen
Das Bircher Müsli bietet viel Raum für Variation:
- Der Apfel kann geraspelt werden.
- Anstelle von Haferschrot können (frisch geflockte) Haferflocken genommen werden. Dann sollte das Müsli etwa 30 Minuten durchziehen, damit die Haferflocken etwas weicher werden.
- Wer einen etwas kräftigeren Getreidegeschmack möchte, kann den Hafer auch gegen das Urkorn Einkorn austauschen.
- Natürlich lassen sich statt der Blaubeeren auch andere Beeren oder anderes Obst verwenden.
- Gerne mögen wir auch 1 - 2 EL Leinsaat (eine der besten pflanzlichen Quellen für Omega-3 Fettsäuren), die wir frisch im Mixer fein mahlen und unters Müsli mengen.
Petra
Hallo Ihr Lieben,
musste gerade bei Eurem Rezept schmunzeln und war an meine Studienzeit in der Schweiz erinnert. Während dieser Zeit absolvierte ich ein Praktikum in einem kleinen Waliser Hotel. An einem Tag sollte ich Bircher Müesli machen – und als ahnungslose Deutsche schnitt ich die Äpfel mit dem Messer klein. Die Schweizer Gäste waren von meinem Müesli nicht sehr begeistert – und „Bircher“ durfte ich es auch nicht nennen. Sie belehrten mich, dass nur geraspelte oder geriebene Äpfel ins Bircher Müesli dürfen. – Meine Variante ging lediglich als „minderwertige“ deutsche durch .
Melanie und Sönke
Lustiges Ereignis! Wir finden beide Varianten gut und haben die “Apfel schneiden”-Variante ins Rezept übernommen, da man dann keine Reibe abwaschen muss. 🙂
Katrin
Das klingt ja wieder köstlichst! Bisher habe ich Birchermüsli noch nie selbst gemacht, da leider in den bisherigen Rezepten immer Joghurt oder sonstiges tierisches Eiweiß war. Aber Euer Rezept hier freut mich sehr, ist sogar vegan. Perfekt. Wird ausprobiert, muss nur noch Mandelmus kaufen.
Herzlichst, Katrin
Melanie und Sönke
Gerne! 🙂 Wünschen dir viel Genuss beim Ausprobieren!
Julia
Das Rezept klang so lecker, dass ich es gleich ein paar Tage später ausprobiert habe. Es ähnelt ein bisschen dem Frischkornmüsli mit schneller Mandelmilch aus eurem Rezeptbuch, schmeckt aber trotzdem wieder etwas anders. Das mag ich so gerne, dass ihr euch aus ähnlichen Zutaten trotzdem immer wieder was Neues einfallen lasst. Auch die Variationsmöglichkeiten sind super, bei mir sich Weintrauben statt Blaubeeren in der Schüssel gelandet. Alles in allem schmeckt es echt super und bietet wieder mehr Abwechslung beim Frühstück, großes Lob!
Melanie und Sönke
Vielen Dank für das große Lob! 🙂
Sandra
Liebe Melanie, lieber Sönke
das Rezept für das vegane Bircher Müsli ist richtig toll. Ich hadere schon länger mit dem Frischkornmüsli. Egal wie ich es zubereitet habe, es hat mir nicht mehr richtig geschmeckt. Allerdings hat mir die wirkliche Alternative gefehlt. Das Frischkornmüsli auf diese Art umzuwandeln ist genial – es geht super schnell, macht wenig Arbeit und es verbleibt wenig Aufwand hinterher in der Küche. Die Abstimmung der Zutaten schmeckt super lecker und wir haben anstelle von Mandeln zu beginn Haselnüsse verwendet, welche wir auch gerne mögen, da sie etwas knackiger sind. Jetzt wechseln wir einfach ab und freuen uns wieder richtig jeden Morgen aufs Frühstück. Vielen Dank euch!
Herzlich Sandra
Felix
Liebe Melanie, lieber Sönke
Vielen Dank für diese vegane Variante des Bircher-Müeslis! Ganz besonders gefällt mir Eure Erklärung, warum Ihr Nackhafer verwendet und natürlich, warum er frisch geschrotet oder geflockt sein sollte. Super!
Auch ich habe schon oft gelesen, dass Bircher-Benner im Originalrezept Kondensmilch gebraucht hat. Ihr schreibt sogar “gezuckerte Kondensmilch”.
Irgendwie fällt es mir schwer zu glauben, dass ein Ernährungspionier wie Maximilian Oskar Bircher-Benner seinen Patienten Zucker verabreicht hat. Er wusste doch um die schädliche Wirkung des industriell hergestellten Zuckers.
Ich werde diesbezüglich hier in der Schweiz mal nachforschen und Euch wissen lassen, was ich herausfinde.
Derweil essen wir unser Müesli weiter mit Nussmus oder rohem Rahm 😉
Herzliche Grüsse
Felix
Melanie und Sönke
Hallo Felix,
vielen Dank für dein Lob! Etwas seltsam ist es schon, das Dr. Bircher-Benner gezuckerte Kondensmilch verwendet hat. Wenn du genaueres dazu herausfindest, würde uns das sehr interessieren.
Liebe Grüße
Felix
Liebe Melanie, lieber Sönke
Ich habe inzwischen eine mögliche Antwort dafür gefunden, warum Dr. Bircher-Benner gezuckerte Kondensmilch für sein Bircherüesli verwendet hat.
Zu jener Zeit wurden durch die Kuhmilch (kranker Tiere) die Krankheiten Bang und Tuberkulose auf die Menschen übertragen. Um dies zu vermeiden, musste die Milch nicht nur erhitzt, sondern abgekocht werden. Die übliche Haltbarmachung war das Kondensieren unter Zugabe von Zucker. Die Schädlichkeit des Zuckers war vermutlich Dr. Bircher-Benner damals noch nicht bekannt. Ich denke, mit dem heutigen Wissensstand würde auch er keine gezuckerte Kondensmilch mehr verwenden.
Herzliche Grüsse
Felix
Melanie und Sönke
Lieber Felix,
vielen Dank für deine Recherche!
Liebe Grüße
Till
Hallo zusammen,
vor ein paar Monaten habe ich euren Blog entdeckt und das Frischkorngericht hat mich direkt angesprochen. Das Ergebnis der eingeweichten Getreide über Nacht hat mich aber nie richtig überzeugen können – das Prinzip selber aber total, vor allem auch die Sprossen”zucht”.
Aber die Bircher-Variante mit frisch geschrotetem Hafer ist total lecker! Danke dafür!
Da wir keine Quetsche haben, haben wir sonst immer auf Tüten-Haferflocken zurückgegriffen. Auch der zusätzliche Arbeitsschritt am Morgen noch die Flocken mit der Hand zu quetschen, wäre mit zwei Kleinkindern dann wieder einer zu viel.
Die Mockmill steht aber in unserer Küche (beste Anschaffung seit der “Kitty” Artisan vor knapp 10 Jahren) und schrotet den Hafer in 10 Sekunden selber durch. Die 10 Sekunden sind immer drin 🙂
Aus unseren Erfahrungen kann ich noch beisteuern:
Anstelle des (teuren) Mandelmus nehme ich gern pro Person 25g Kürbiskerne. Anders als Mandeln lassen die sich auch im kleinen low-budget Mixer zu einer guten Milch verarbeiten und da schmeiße ich dann gleich noch pro Person 2 Datteln statt der Banane rein. Mandelmus + Banane gibt es in so vielen vollwert/veganen Gerichten und manchmal habe ich den leicht mehligen Geschmack der Mandel und das Bananenaroma über, da ist Kürbis + neutralere Dattel eine schöne Abwechslung.
Zugegeben, die grünliche Farbe ist natürlich nicht so ansprechend wie das Helle der Mandel, aber mindestens genau so lecker.
Noch feiner wird es, wenn man die Kürbiskern+Wasser+Dattel Mischung vor dem Mixen kurz aufkocht – aber das ist dann ja kein Rohkost mehr.
Anstelle des Zitronensafts filetiere ich übrigens immer die ganze Zitrone und dazu am besten noch eine ganze Orange. Gerade im Winter bringt das ein angenehmes Zitrusaroma, etwas dezenter als der reine Saft. Dazu alles an Obst, was sich gerade findet, Saison hat oder im TK-schrank lagert. Auf jeden Fall Blaubeeren, egal in welchem Zustand.
Melanie und Sönke
Hallo Till,
herzlichen Dank für dein Feedback und die vielen Variationsideen! Kürbiskernmilch finden wir auch total lecker, vor allem wenn die Kürbiskerne über Nacht eingeweicht wurden und dadurch noch milder sind.
Liebe Grüße
Reinhard
Liebe Mellanie.lieber Sönke,
Kartoffeln und Süßkartoffeln sollte man kochen weil die Stärke darin unverdaulich ist. Das gärt dann im Darm. Ist denn die Stärke in rohem Getreide verdaulich, – anders als bei Kartoffeln und Süßkartoffeln?