Mitte November flogen wir für drei Wochen zusammen mit Sönkes Eltern zur Hochzeit von Sönkes Schwester nach Goa in Indien. Glücklich, dem grauen Novemberwetter in Deutschland entfliehen zu können, freuten wir uns auf Sonne, Strand und Meer, sowie auf das ganze frische tropische Obst.
Goa
Goa liegt an der Westküste von Indien ca. 400 km südlich von Mumbai (früher: Bombay) und ist der kleinste indische Bundesstaat. Bis 1961 war Goa für ca. 450 Jahre eine portugiesische Kolonie. Ende der 60er Jahre entdeckten Hippies dann die traumhaften Sandstrände und das milde Klima für sich. Dafür ist Goa auch heute noch bekannt und ein beliebtes Urlaubsziel von Europäern, Russen und Indern. Durch den langen portugiesischen Einfluss ist Goa zwar nur so etwas wie ein Indien “light”, trotzdem war es noch immer ein kleiner Kulturschock für uns ;-).
Hinreise
In der Hauptreisezeit von November bis Anfang April gibt es von Condor einmal wöchentlich einen Direktflug vom Frankfurter Flughafen aus zum Dabolim Airport in Goa. Auf unserer Zugreise nach Frankfurt haben wir uns als Proviant ein Frischkorngericht zum Frühstück, sowie Hirse-Mungobohnen-Bratlinge und Gemüsesticks als Mittag auf dem Flughafen mitgenommen. Unser vegetarisches Essen im Flugzeug war nicht wirklich vollwertig, daher waren wir froh, noch auf ein paar Hafer-Dinkel-Kekse als Notration zurückgreifen zu können. Da es kein Problem ist, Proviant im Handgepäck mitzunehmen, würden wir uns für das nächste Mal lieber selbst mit mehr vollwertigen Leckereien versorgen (nur Flüssigkeiten sind nicht erlaubt).
Schon im Flugzeug wurden wir auf Indien eingestimmt: Denn es wurden die Filme “Wanderlust” über eine Hippie-Kommune sowie “Best Exotic Marigold Hotel” gezeigt, wo britische Senioren nach Indien reisen und das Land trotz seiner Anderesartigkeit lieben lernen. So konnten wir uns schon mal mental auf das quirlige, farbenfrohe Indien und die frühere Hippie-Hochburg Goa vorbereiten ;-).
Bei der Visa- und Passkontrolle nach unserer Ankunft haben wir gleich die indische Gemütlichkeit kennengelernt. Wir mussten über eine Stunde warten, obwohl es mehrere Schalter gab und die Schlangen eigentlich nicht so lang waren. Wie zur Begrüßung ist sogar noch im Flughafen zweimal der Strom ausgefallen. Wir waren zwar vorgewarnt gewesen, aber so schnell hätten wir doch keinen Stromausfall erwartet…
Auf der 45-minütigen Taxifahrt nach Candolim haben wir auch gleich die rasante Fahrweise im ungewohnten Linksverkehr durchstehen müssen und die ersten Kühe mitten auf der Straße gesehen.
Gewohnt haben wir im Ort “Candolim” direkt am arabischen Meer bei Sönkes Schwester und ihrem Mann. Durch die günstige Unterkunft konnten wir unser Geld fast ausschließlich für Essen und Bücher ausgeben ;-).
Froh waren wir das Buch KulturSchock Indien (Amazon-Link) als Reisevorbereitung gelesen zu haben. Denn gleich am ersten Morgen wurde wir durch für unsere Ohren sehr gewöhnungsbedürftige, minutenlange Würgegeräusche geweckt. Wären wir durch das Buch nicht vor dem seltsamen Reinigungsritual gewarnt gewesen, hätten wir uns ernsthaft Sorgen um den Nachbarn im Nebenhaus gemacht ;-).
12 Stunden Sonne täglich
Die beste Reisezeit für Goa ist von November bis März. Danach wird es zunächst noch heißer, bevor dann die Regenzeit beginnt. Spitzenwert waren bei unserem Aufenthalt kuschelige 35° C. Da sind viel Trinken und eine Kopfbedeckung Pflicht (besonders zur Mittagszeit). Tagsüber konnten wir in Sandalen, T-Shirt und kurzer Hose herumlaufen. Nur nachts und in extrem klimatisierten Gebäuden haben wir mal einen Pullover und lange Hosen getragen. Da gerade die Regenzeit geendet hatte, war es überall noch schön grün.
Tourismus
Candolim war früher ein verschlafenes Fischerdorf. Besonders in den letzten Jahren ist es jedoch sehr touristisch geworden. Bei unserer Ankunft Mitte November war es noch recht ruhig gewesen, aber wir konnten fast täglich sehen, wie es immer mehr Touristen wurden. Überall gibt es Stände mit Tüchern, Kleidung, Figuren, Obst und Gewürzen. Und die Händler laden vorbeigehende Touristen ein, die Ware genauer anzuschauen. Wer nicht reagiert oder mit einem “No, thank you.” ablehnt, wird aber in Ruhe gelassen.
Englisch überall – Russisch auch
Die Kommunikation ist in Goa übrigens kein Problem, denn Englisch ist eine offizielle Landessprache Indiens. So konnten wir uns überall leicht verständigen und uns im Buchladen günstig mit spannenden englischen Büchern über Yoga, Meditation und Ernährung eindecken. Auf Grund der vielen russischen Touristen gibt es Speisekarten und Werbetafeln oft auch auf Russisch. Einmal wurden uns ebenfalls russische Speisekarten vorgelegt, womit wir allerdings nicht viel anfangen konnten ;-).
Taxi?
Als wir zu Fuß unterwegs waren, wurden wir dauernd angesprochen, ob wir ein “Taxi” möchten. Das war manchmal etwas nervig, aber eigentlich auch sehr praktisch, denn so mussten wir nie lange nach einem Taxi suchen, wenn wir mal eins brauchten. Für deutsche Verhältnisse ist das Taxifahren recht günstig. Den Preis haben wir immer vor der Fahrt vereinbart und dabei versucht, noch ein wenig zu handeln.
Strand und Meer
Am Besten in Goa gefallen, haben uns die kilometerlangen, traumhaften Sandstrände. Im angenehm temperierten Meer zu baden und über bzw. in die riesigen Wellen zu springen, hat großen Spaß gemacht :-). Das Meer wird nur ganz allmählich tiefer, so dass man auch noch nach vielen Metern auf dem Boden stehen kann. Wir können gut verstehen, dass Goa ein beliebtes Touristenziel ist.
Hochzeitsfeier
Die romantische Hochzeitsfeier von Sönkes Schwester fand abends in einem Restaurant direkt am Meer im kleinen Kreis der engsten Familie statt. Für indische Verhältnisse war so eine kleine Hochzeit eher ungewöhnlich. Aber wohl unvermeidlich, denn sonst hätten gleich alle Freunde, Verwandte, Nachbarn und Nachbarn der Nachbarn eingeladen werden müssen. Das wäre dann eine dreitägige Feier mit ein paar hundert Gästen geworden und wir hätten die restliche Zeit in Goa benötigt, uns davon zu erholen ;-).
Kulturschock
Insbesondere vier Dinge sind in Goa anders als in Deutschland. Neben den erwähnten Stromausfällen sind das der chaotische Straßenverkehr, die frei herumlaufenden Tiere und der Müll auf den Straßen.
Chaotischer Straßenverkehr
Von unserer Wohnung waren es bis zum Strand eigentlich nur ein paar hundert Meter. Allerdings mussten wir auf dem Weg dahin die vielbefahrene Hauptstraße überqueren. Zunächst gar nicht so einfach, denn Ampeln und Zebrastreifen gibt es dort nirgendwo. Also mussten wir lernen mit indischer Gelassenheit die Straße zu passieren.
Der Verkehr in Goa ist sehr gewöhnungsbedürftig. Viele Inder (insbesondere Taxifahrer) rasen, überholen und hupen irgendwie die ganze Zeit. Dann laufen zusätzlich noch Kühe auf der Straße und überall wuseln Motorroller herum. Teilweise mit mehreren Personen und natürlich ohne Helm. Bürgersteige gibt es nicht immer, so dass Fußgänger zum Teil einfach neben oder auf der Straße gehen müssen. Zurück in Deutschland kommen uns jetzt die Bürgersteige richtig breit und eben vor.
Um den Verkehr zu bremsen, gibt es keine Ampeln, nur so genannte “Speed Breaker” (in verschiedensten Ausführungen), über die man mit Schrittgeschwindigkeit fahren muss. Darauf wird selbst von den Taxifahrern genau geachtet, andernfalls wäre es wohl sehr unangenehm.
Diesen chaotischen Straßenverkehr und das ständige Gehupe empfanden wir am Anfang als sehr anstrengend. Mit der Zeit gewöhnten wir uns aber daran. Jetzt kommt es uns in Deutschland richtig still vor ;-).
Tiere überall
Haustiere wie Hunde, Schweine, Hühner und natürlich Kühe laufen überall frei herum. Vor den vielen Hunden braucht man zum Glück keine Angst zu haben. Tagsüber liegen sie meist träge in der Sonne. Nur nachts, wenn wir schlafen wollten, war das Gebell manchmal etwas nervig.
Müll
Was uns in Goa gestört hat, war insbesondere der Plastikmüll, der fast überall herumlag. Öffentliche Mülleimer, außer vor Supermärkten, haben wir nicht entdeckt. Oft wurden Abfälle einfach an der Straße oder im eigenen Garten verbrannt.
Aber am Müllproblem wird gearbeitet. Eigentlich gibt es bereits eine Müllabfuhr, die den ungetrennten Hausmüll abholt. In Goas Hauptstadt Panjim entdeckten wir zum internationalen Filmfest sogar Bürger mit Schildern, die dazu aufriefen den Müll ordnungsgemäß zu entsorgen. Und in Supermärkten kosten Plastiktüten seit letztem Jahr ein paar Rupien.
Stromausfälle
Die Stromausfälle hatten wir ja gleich bei unserer Ankunft am Flughafen erlebt. Dies war kein Einzelfall, denn der Strom fiel öfter mal aus. Daher hatten wir abends vorsichtshalber eine Taschenlampe dabei, um unseren Weg zu finden und nicht in Kuhfladen zu treten. In der Wohnung von Sönkes Schwester gab es einen Akku, so dass Licht und Ventilatoren noch während eines Stromausfalls funktionierten. Die besseren Restaurants und Shops haben ihren eigenen Generator. Essen bekommt man dort also auch bei Stromausfällen. Ärgerlich waren die Stromausfälle nur, wenn wir eigentlich gerade gefiltertes Wasser nutzen wollten oder Brot im Backofen war. Übrigens konnten wir unsere elektrische Geräte aus Deutschland problemlos ohne Adapter benutzen (wenn Strom vorhanden war ;-)).
Rückreise
Gerade hatten wir angefangen uns an die Quirligkeit, die Hitze, den verrückten Verkehr und die Stromausfälle zu gewöhnen, war es auch schon wieder Zeit nach Deutschland zurückzukehren. Die drei Wochen waren viel zu schnell vorbei. Am Flughafen in Goa mussten wir feststellen, dass wir in der kurzen Zeit wohl trotzdem zu viele Bücher, Cashewkerne, getrocknete Bohnen und Kokosnüsse eingekauft hatten: Wir sollten 120 Euro extra für 6 kg Übergepäck zahlen. Zum Glück konnten wir die schweren Dinge auf unser Handgepäck verteilen und so das Gewicht unserer Reisetaschen unter die 40 kg Grenze bringen. Wie gut, dass das Handgepäck nicht gewogen wurde :-).
Für den Rückflug nach Frankfurt hatten wir aus dem Hinflug gelernt und uns ein Frischkorngericht, sowie belegte Brote zubereitet. Während der Hinflug komplett ausgebucht war, waren beim Rückflug angenehmerweise viele Plätze nicht belegt. Wir konnten gut nachvollziehen, dass so wenige nach Deutschland fliegen wollten. Denn in Osnabrück erwartete uns Kälte, Schneefall und ein Temperaturunterschied von 35°C. Kein Wunder, dass wir uns fast augenblicklich ins warme Goa mit seinen romantischen Sonnenuntergängen zurückgesehnt haben ;-).
Ausblick
In den nächsten Blogposts erfahrt ihr u. a. von unserer wilden Fahrt auf einer der holprigsten Straßen der Welt und ob wir uns in Goa vollwertig ernähren konnten.
Marita Rüter
Hallo ihr zwei,
das liest sich doch nach Abenteuer. Es ist bestimmt toll, andere Kulturen
hautnah zu erleben, auch wenn man manchmal Dinge sieht, die nicht so schön sind.
Da bin ich gespannt, was ihr noch so zu berichten habt.
Melanie und Soenke
Hallo Marita,
es war ein schönes Abenteuer und bestimmt nicht unsere letzte Reise nach Goa bzw. Indien.
Es war schon sehr praktisch, bei Sönkes Schwester zu wohnen und Tipps aus ersten Hand zu bekommen.
raja
Hallo ihr Reisenden!
Das ist ein schöner Bericht! Nach Indien würde ich auch mal gerne…
Ich freu mich immer, von euch zu hören. Euer Block ist auch super genial 🙂
Ich hoffe für euch, dass diese neue Straße nicht durch euren Garten gebaut wird ^^
Bis bald!
Viele Grüße von
Raja, Emil und Baby Jascha
Melanie und Soenke
Hallo ihr drei,
schön von euch zu hören und vielen Dank für dein Lob! Um den Kulturschock kleinzuhalten, ist es wahrscheinlich am besten in Goa mit dem Indienbesuch anzufangen ;-).
Liebe Grüße
raja
Hey 🙂 Danke für die Antwort! Ich hatte ganz vergessen zu sagen, dass ich die Fotos superschön finde! Ihr könnt echt gut fotografieren und scheint eine sehr gute Kamera zu haben! Besonders gefällt mir natürlich Melanie in den Wellen 🙂
Melanie und Soenke
Vielen Dank für dein Lob :-). Wir haben die digitale Spiegelreflexkamera D5100 von Nikon. Das ist zwar ein Einsteigermodell, aber die vielen Einstellungsmöglichkeiten machen doch einen großen Unterschied zu einfachen Digitalkameras aus. Um mit den ganzen Einstellungen zu Recht zu kommen, haben uns zwei Workshops über Essenfotografie (1. Kurs | 2. Kurs) enorm geholfen. Die Wellen waren zum Teil echt hoch, da durfte ein Foto zum Größenvergleich natürlich nicht fehlen ;-).
Dirk
Tolle Bilder. Meine Freundin und ich freuen uns schon auf unseren Urlaub in Goa im Winter dieses Jahr.
Melanie und Sönke
Danke :-)! Wir haben gerade auch nochmal in Reiserinnerungen geschwelgt. Vor allem bei dem verregneten Frühlingswetter wäre jetzt Sonne, Strand und Meer großartig, wobei es momentan in Goa zu heiß wäre. Wünschen euch einen tollen Urlaub :-)!
Dani
Wenn ich das so alles lese was Ihr berichtet und die Fotos sehe, freue ich mich schon richtig auf den Urlaub von meinem Mann und mir in Indien diesen November 🙂
Gruß
Melanie und Sönke
Unsere Goareise hat uns sehr gefallen. Wünschen euch einen schönen Urlaub :-). Seid Ihr auch in Goa? Uns wurde berichtet, dass das restliche Indien sich von Goa sehr unterscheiden soll.
Anni
Hallo ihr Lieben!
Danke für euren netten Bericht 🙂 Ich habe auch vor mit meinem Freund nach Goa zu reisen. Könnt ihr mir sagen, ob auch surfen möglich ist? Liebsten Dank!
Melanie und Sönke
Hallo Anni,
unsere Antwort kommt leider etwas verspätet. Auf Surfmöglichkeiten haben wir nicht geachtet, als wir da waren, da wir keine Surfer sind. Wenn du die Suchbegriffe “surfen” und “goa” per Google oder anderer Suchmaschine suchst, bekommst du eine Menge passende Treffer. Es gibt scheinbar eine Reihe Surfmöglichkeiten in Goa.
Wünschen euch viel Spaß in Goa!