Herbst ist nicht nur die perfekte Zeit für Suppen, sondern auch die perfekte Sammelzeit: Äpfel, Birnen, Brennesselsamen, Esskastanien, Quitten, Walnüsse und vieles mehr sind reif und möchten gesammelt werden. Das Angebot ist geradezu überwältigend. Besonders angetan, haben es uns dieses Jahr die Edel- bzw. Esskastanien – vielen sicherlich bekannt als geröstete “Maronen” von Weihnachtsmärkten. Je nach Sorte sind die Früchte ganz fett, mittelgroß oder klein. Sogar die Form kann zwischen den Sorten deutlich variieren.
Esskastanien sind Nüsse mit einem relativ geringen Fettgehalt von ca. 2%. Durch ihren hohen Kohlenhydratanteil erinnert der Geschmack von gerösteten Esskastanien ein wenig an Kartoffeln, aber mit mehr Süße und einem nussigen Aroma. Dadurch bieten sich viele leckere Verwendungsmöglichkeiten in der Küche, wie z.B. die Kombination mit Rosenkohl. Davon erfahrt ihr nächste Woche mehr.
Kastanie ist nicht gleich Kastanie
Esskastanien sollten allerdings nicht mit den runden Rosskastanien verwechselt werden, aus denen wir als Kinder gerne Kastanienmännchen gebastelt haben. Rosskastanien sind nämlich hart und ungenießbar. Trotz ihrer Namensähnlichkeit sind Ess- und Rosskastanien botanisch gesehen gar keine nahen Verwandten. Esskastanien zählen zu den Buchengewächsen, während Rosskastanien zu den Seifenbaumgewächen gehören.
Obwohl eine gewisse Ähnlichkeit der Früchte besteht, ist die Unterscheidung zum Glück einfach: Rosskastanien sind rund und ganz glatt, während Esskastanien einen kleinen Zipfel besitzen.
Tipps & Tricks fürs Sammeln
Esskastanienbäume sind wärmeliebend und daher eher südlich in Deutschland zu finden. Als wir nach der Rohvolution in der Pfalz waren, haben wir oberhalb der Weinfelder das Esskastanien-Paradies gesehen. Die Bäume standen dort einer neben dem anderen. Leider waren wir vor der Erntezeit dort. In Osnabrück können wir die uns bekannten Esskastanienbäume an den Fingern abzählen. Kein Wunder also, dass große Sammelkonkurrenz durch Menschen und Tiere herrscht.
Auf dem Universitätsgelände am Westerberg stehen aber immerhin vier große Bäume – jeder eine ganz andere Sorte. Letztes Jahr haben wir dort sogar Enten beobachtet, wie sie die kleineren Früchte im Ganzen geschluckt haben. Es ist also gar nicht so einfach, etwas abzubekommen. Zu unserer großen Freude haben wir dieses Jahr auf dem Grundstück von Freunden einen großen Esskastanienbaum entdeckt. Dort konnten wir ohne größere Konkurrenz ganz entspannt sammeln :-).
Erntezeitraum ist meist von Mitte September bis Ende Oktober, wobei der Erntezeitpunkt je nach Sorte unterschiedlich ist. Mit etwas Glück könnt ihr jetzt noch welche finden.
Wie schon bei den Brombeeren müsst ihr auch bei den Esskastanien ein wenig bei der Ernte aufpassen. Denn Esskastaniennüsse sind von einem sogenannten Fruchtbecher mit langen Stacheln umgeben. Dadurch sehen sie nicht nur aus wie kleine Igel, sie sind auch extrem pieksig.
Mit den Händen diese Fruchtbecher zu öffnen, ist daher keine gute Idee. Viel sicherer ist es, die Schuhe zu nutzen. Dazu nehmen wir die Fruchtbecher zwischen die Füße (natürlich nur mit festen Schuhwerk ;-)), treten gleichzeitig links und rechts neben dem Spalt drauf und bewegen so die stachelige Umhüllung zur Seite. Jetzt können wir, ohne uns zu stechen, die Früchte vorsichtig mit den Fingern herausziehen. Mit etwas Übung funktioniert das prima. Oft fallen Esskastanien auch schon aus dem stacheligen Fruchtbecher, während dieser noch am Baum hängt. Die frei liegenden Früchte lassen sich natürlich einfacher und ohne Gefahr aufsammeln.
In einem Fruchtbecher sind meist drei Früchte enthalten – zwei flache und eine fettere bauchig-rundliche. Nur die große runde Frucht braucht ihr zu sammeln. Die flachen Früchte enthalten keinen essbaren Kern. Manchmal kommt es vor, dass zwei oder sogar alle drei Früchte schön groß geworden sind. Über so einen fetten Fund freuen wir uns immer besonders :-).
Esskastanien sind reif, wenn sie vollständig braun sind. Wenn sie noch weiße Stellen haben, könnt ihr sie für ein paar Tage bei Zimmertemperatur liegen lassen. Sie scheinen dann noch nachzureifen und werden vollständig braun. Unserer Erfahrung nach schmecken ganz reif gesammelte Früchte aber süßer und lassen sich besser aus der Schale lösen.
Verarbeitung im Backofen
Esskastanien entfalten ihr volles Aroma, wenn sie im Backofen geröstet wurden:
Dazu werden die Esskastanien zunächst kreuzförmig auf der bauchigen Seite eingeschnitten. Der Schnitt sollte wirklich eher wie ein Kreuz, als wie ein Plus aussehen, da sich die Schale dann leichter abpuhlen lässt. Auch solltet ihr versuchen, möglichst nur die Schale und nicht zu sehr den Kern einzuschneiden. Sonst können euch die Kerne zerfallen, wenn ihr sie von der Schale befreit. Zum Einschneiden nehmen wir gerne ein kleines Sägemesser, damit geht es am leichtesten.
Die eingeschnittenen Esskastanien könnt ihr auf einem Backblech verteilen und bei 200°C ca. 20 Minuten im Backofen rösten, bis die Schale ein wenig aufplatzt. Nachdem ihr die Esskastanien aus dem Ofen geholt habt, solltet ihr sie noch ein paar Minuten abkühlen lassen, bevor ihr mit dem Abpuhlen der Schale beginnt. Sonst verbrennt ihr euch leicht die Finger.
Um den Kern befindet sich noch eine hellbraune Haut. Diese enfernen wir nur soweit, wie es einfach geht. Den Rest lassen wir einfach dran und essen ihn mit.
Nachdem die Schale entfernt ist, könnt ihr die Esskastanien schon pur genießen oder weiterverarbeiten. Lecker finden wir sie einfach in Butter anzubraten und mit ein wenig Salz zu bestreuen. Wir haben sie auch schon im Mixer zu Mehl vermahlen und Brötchen damit gebacken. Das gibt ein herrliches nussiges Aroma. Aber nur ein Teil des normalen Mehls sollte gegen das Maronenmehl ausgetauscht werden, da sonst die Klebekraft vom Teig verloren geht.
Lagerung von Esskastanien
Esskastanien schmecken am besten, wenn sie frisch verarbeitet werden. Auf Grund unserer großen Mengen können wir allerdings nicht alle auf einmal essen. Deshalb haben wir sie auf Zeitungspapier ausgebreitet und trocknen lassen. Laut dem Buch Köstliches von Waldbäumen (Amazon-Link) können getrocknete Esskastanien bis zu einem Jahr aufgehoben werden, wenn sie kühl, dunkel und trocken gelagert werden. Beim Trocknen schrumpft der Kern zusammen und die Schale lässt sich dann auch ohne Rösten leicht entfernen. An frische Esskastanien kommen die getrockneten geschmacklich allerdings nicht ganz heran.
Ausblick
Alle, die Lust aufs Sammeln bekommen haben, aber nicht wissen wo sie Esskastanien finden können, sollten einen Blick auf mundraub.org werfen. Dort kann jeder öffentliche Sammelstellen eintragen. Vielleicht findet ihr eine Sammelstelle in eurer Nähe, bei der es noch Esskastanien gibt. Für nächste Woche solltet ihr nämlich unbedingt ein paar Esskastanien zur Hand haben. Denn dann verraten wir unser Lieblingsrezept ;-).
Marita Rüter
Hallo,
Esskastanien habe ich noch nie probiert, nun wird´s aber wirklich mal Zeit,
Euer Bericht macht neugierig auf die wilden Früchte. Mal schauen, wo hier im
Ibbenbürener Raum Esskastanienbäume zu finden sind.
L.G., Marita
Melanie und Soenke
Hallo Marita,
Melanie hat auch erst durch Sönke Esskastanien kennen gelernt. Wir drücken dir die Daumen, dass du noch welche findest.
Liebe Grüße
Lisa
Hallo ihr Zwei!
Toller Beitrag zum Thema “Esskastanien”! Ich bin ja ein RIESEN Fan der stacheligen Freunde und freue mich immer total, wenn es endlich Erntezeit ist! Liebe Grüsse, Lisa
PS: schöne Fotos!
Melanie und Soenke
Hallo Lisa,
vielen Dank. Wir freuen uns auch immer riesig auf die Esskastanienzeit :-).
Liebe Grüße
Stefanie
Super, wir waren auch Sammeln. Jetzt haben wir eine Menge Maronis im Lager. Ich möchte gerne Maronimus machen-kennt ihr das?
LG
Stefanie
Melanie und Soenke
Hallo Stefanie,
Maronimus haben wir noch nicht selbst zubereitet. Vor unserer Vollwertzeit haben wir mal welches gekauft und in einem Schokoladenkuchen für Weihnachten verbacken. Was gibst du außer Maronen noch rein und wofür verwendest du dies?
Liebe Grüße
Magda
Hallo, toller Blog!
Kennt Ihr schon die Seite http://www.mundraub.org? Dort sind auf einer Karte an vielen Orten u.a. Esskastanien eingetragen. Aber auch viele andere öffentlich zugängliche Obst- und Nussbäume! Vorbei schauen lohnt sich!
Melanie und Sönke
Vielen Dank! Klar, kennen wir Mundraub :-). Super Initiative! Euer Mundräuberhandbuch
haben wir auch schon mit Begeisterung gelesen.
Liebe Grüße
Alexander
Hallo,
in Osnabrück gibt es doch am Piesberg einen ganzen Haufen Esskastanienbäume (alle an einem Ort) – und das schon seit bestimmt über 40 Jahren! Die “Konkurrenz” schläft zwar nicht (teilweise kommen die morgens mit vollen Alditüten aus dem Wald – kein Scherz) jedoch kann man leicht 5-10 kg gute Esskastanienn in ein paar Stunden einsammeln. Genaue Koordinaten sende ich Euch gerne per email zu 😉
Melanie und Sönke
Hallo Alexander,
vielen Dank für die Info und dein Angebot. Da wir nicht mehr in Osnabrück wohnen, lohnt es sich leider nicht mehr für uns zum Piesberg zum Sammeln zu fahren.
Liebe Grüße
Elaui
Hallo! Danke für die vielen schönen Rezepte!
Kleiner Tip zu den Esskastanien: Da ich die pelzige Unterhaut der Schale nicht mag, habe ich mit folgender Zubereitung gute Erfahrungen gemacht:
– Maronen einritzen wie beschrieben (allerdings mache ich immer nur einen Querschnitt, das reicht auch)
– mit einer Schale Wasser (schützt vor Austrocknung) eine knappe halbe Stunde im Ofen bei 180 Grad backen
– am Schluss noch mal kurz (!) das Blech auf die höchste Stufe schieben und mit der Grillfunktion übergrillen – kriegt das gewisse Röstaroma, aber Achtung! Dabeibleiben, damit es nicht zu schwarz wird 😉
– dann müsste sich bei den meisten Nüssen auch die Unterhaut relativ leicht abschälen lassen, sie ist dann bröselig geworden
Mein Onkel röstet die Kastanien mit seinen Enkelkindern übrigens gern „live“ über dem Bunsenbrenner 😉 viel Spaß allen Maronitische-Liebhabern!